Langweiliger MLK (Mittelland-Kanal)?
Das wird aber langweilig sagten uns einige Bootsfahrer. Fanden wir gar nicht so. Manchmal sind die Ufer beidseitig mit Spundwänden befestigt. Das ist dann schon nicht gerade
romantisch. Da wird der Schwell dann immer wieder reflektiert und scheint nicht mehr zu enden. Es hat aber auch grössere Abschnitte mit natürlichen Ufern. Dort fährt man durch grüne, oft bewaldete Umgebung. Mit seinen rund 320 Km Länge ist der MLK wohl der längste künstliche Kanal Deutschlands. Bei Magdeburg geht er in den EHK (Elbe Havel Kanal) über welcher dann noch weitere 60
Km bis nach Brandenburg führt.
Wenn man sucht, findet man auch angenehme Häfen am MLK
Bei Hannover tanken wir zum ersten Mal Diesel. Dort gibt es eine grosse Bunkerstation für die Berufsschifffahrt. Diese führt auch «weissen», das heisst versteuerten Diesel. Die
Berufsschiffe dürfen «roten», unversteuerten Diesel bunkern. Die meisten grossen Bunkerstationen betanken keine Sportboote, weil sich das für sie einfach nicht lohnt.
Diese führt jedoch auch Schiffszubehör für «Gross und Klein». Zudem kann man hier alles für den Haushalt kaufen.Hier erwerben wir zwei Headsets zur besseren Kommunikation. Da wir unser Schiff nur von innen steuern können, ist die Verständigung zwischen dem Rudergänger zum Vorschiff oft ein Problem und artet in Geschrei aus. Diese Geräte haben wir auf einem polnischen Frachter gesehen und es hat uns überzeugt. Das funktioniert mit Bluetooth auch über grosse Distanzen. Motor- und andere Nebengeräusche werden herausgefiltert und man kann ganz normal miteinander sprechen. Eine ganz tolle Sache!
Nein, meinte der Tankwart, mit unseren 300 Litern seien wir noch lange nicht sein grösster
Kunde. Dieser hätte nämlich 26'000 Liter auf einmal gebunkert. Aber wir wären trotzdem
willkommen.
Auf die Frage «haben Sie ….» hat er nur zum Regal gezeigt. Offensichtlich verkauft er die
Dinger sehr gut.
Es hat auch einige sehr schöne, alte Brücken am MLK
Diese Eisenbahnbrücke dürfte den Krieg mehr oder weniger heil überstanden haben.
Die Brücke sah vor dem Krieg vermutlich ganz anders aus, erhalten sind nur noch
die schönen, aufwändig gestalteten Fundamente.
In Wolfsburg muss man natürlich die «Autostadt» besuchen. Im» Zeitmuseum» werden hier die wesentlichen technischen und designmässigen Entwicklungen des Automobils,
markenunabhängig dargestellt. Die Marken des Konzerns zeigen ihre Produkte in separaten Pavillons. Das Zeitmuseum ist wirklich toll. Die übrigen Pavillons kamen uns jedoch vor wie Verkaufsräume von Autohändler.
Der Prototyp von Porsche. Es wurden insgesamt 2.4 Mio. Testkilometer gefahren und
protokolliert bevor dann daraus der legendäre Volkswagen, VW Käfer entstand.
Dieser Porsche hat noch kein Heckfenster. Zwischen dem Heckmotor und dem Fahrerraum
hat es eine Scheibe. Durch diese sieht man durch den Motorenraum und die Luftschlitze
nach hinten. Der VW Käfer war ja mit seiner Luftkühlung nie berühmt in Sachen Lärmschutz.
Dieses Konzept war vermutlich nur mit Gehörschutz zu bewältigen.
Der MLK führt in gewaltigen Wasserstrassenkreuzen bei Minden über die Weser und bei
Magdeburg über die Elbe. Das sind grosse Brückentröge, über die man den darunter
liegenden Fluss queren kann. Nach der Überquerung der Elbe schleust man dann mit der
Schleuse Hohenwarte 19 Meter zu Tal. Hier mussten wir drei Stunden warten bis ein
Berufsschiff kam dem wir zur Schleusung «anhängen» konnten.
Obwohl das Wasser sehr schnell aus der Kammer fliesst, gleiten wir mit dem Schwimm-
poller ganz ruhig und sicher 19 Meter zu Tal.
Ein Blick zurück zum bergseitigen Schleusentor mit dem gewaltigen Drempel (Schwelle)
mit der gelben Markierung.
«Datscha» nach DDR Art. Sie diente nicht nur zur Erholung, sondern auch der Versorgung
durch selbst angebautes Gemüse und Fleisch vom Kaninchenstall. Ein absolut
«antigabidalistisches» Konzept. Wer ganz grosses Glück hatte konnte auch noch den
Trabi beim grünen Tor einstellen.
Wir liegen nun in Oranienburg, nördlich von Berlin. Direkt nach Berlin reinfahren ist für fast alle das Ziel. Wir brauchen aber nicht am Reichstag und am Kanzleramt
vorbeizufahren. Uns reicht es, wenn wir deutsche Politiker am Fernsehen sehen. Hier hat es nur noch wenige Berufsschiffe. Es sind die Polen, welche nördlich um Berlin
herum zur Oder nach Stettin fahren.
Bald werden wir diese Gewässer verlassen und Richtung Norden fahren. Das sind dann kleinere Wasserstrassen ohne Berufsverkehr. Dafür kommen wir in den Bereich der vielen Charterboote und Wohnschiffe. Hier gilt eine Ausnahmeregelung wonach man grosse Yachten auch ohne Führerschein und ohne jegliche Fachkenntnisse bewegen darf.
Wir sind gespannt!
In dieser Etappe waren es 380 Km, 521 Brücken, davon musste keine für uns geöffnet
werden da wir auf einer Route der Berufsschifffahrt fahren. Es waren 7 Schleusen.
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